
Red Flags erkennen
Warum es so schwer sie zu erkennen und was das mit unserer Kindheit zu tun hat
Red Flags – das sind Warnsignale, die uns zeigen, dass in einer Beziehung etwas nicht stimmt. Manipulation, emotionale Erpressung, fehlender Respekt, subtiler Druck oder sogar Gewalt – all das sind Red Flags, die wir idealerweise frühzeitig erkennen sollten. Aber das ist oft leichter gesagt als getan. Vor allem dann, wenn man in der Kindheit Dinge erlebt hat, die einem beigebracht haben, solche Verhaltensweisen als „normal“ zu akzeptieren. Stichwort: Entwicklungs- und Bindungstrauma.
Entwicklungs- und Bindungstrauma: Was wir als Kinder lernen, tragen wir weiter
Wenn wir als Kinder Vernachlässigung, Gewalt, Manipulation oder das ständige Übersehen unserer Bedürfnisse erlebt haben, dann hinterlässt das Spuren. Solche Erfahrungen nennt man Entwicklungs- oder Bindungstrauma, und sie prägen uns mehr, als uns oft bewusst ist. Das Problem: Als Kinder lernen wir, uns anzupassen, um irgendwie klarzukommen. Wenn Kontrolle, Kälte oder emotionale Erpressung zur Normalität werden, dann machen wir das mit. Wir entwickeln Überlebensstrategien, die uns helfen, durchzukommen – aber später im Leben stehen uns diese Strategien manchmal im Weg.
Warum wir Red Flags nicht sofort erkennen
Viele, die mit solchen Erfahrungen aufgewachsen sind, haben gelernt, schädliche Verhaltensweisen als „normal“ zu akzeptieren oder kleinzureden. Was vielleicht in Wahrheit respektlos oder manipulativ ist, kommt uns dann einfach vertraut vor, weil wir es so schon kennen. „Das ist doch normal“, „So läuft das eben“ oder „Ich muss mich einfach mehr anstrengen“ – solche Gedanken sind dann typisch.
Hinzu kommt: Wenn wir als Kinder die Erfahrung gemacht haben, dass unsere Bedürfnisse nicht wichtig sind, fällt es uns schwer, für uns selbst einzustehen. Wir haben vielleicht gelernt, Konflikte zu vermeiden, um nicht verletzt oder zurückgewiesen zu werden. Das macht es schwierig, klare Grenzen zu setzen und Red Flags zu benennen. Manchmal halten wir uns sogar an Beziehungen fest, die uns nicht guttun, weil wir die Angst vor dem Verlassenwerden so gut kennen.
Wie wir lernen können, Red Flags zu sehen und zu reagieren
Um Red Flags besser zu erkennen, müssen wir uns erstmal bewusst werden, welche Muster uns leiten. Das bedeutet, sich selbst zu fragen: „Was habe ich als Kind gelernt, was als ‚normal‘ gilt?“ und „Welche Verhaltensweisen toleriere ich heute, obwohl sie mich eigentlich verletzen?“ Das ist nicht leicht, aber es ist ein wichtiger Schritt, um aus alten Mustern auszubrechen.
Manchmal braucht es jemanden von außen, der uns zeigt, dass das, was wir gewohnt sind, nicht okay ist. Ob durch Therapie, Coaching oder einfach durch Gespräche mit vertrauten Menschen – es hilft, sich klarer über die eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu werden.
Selbstfürsorge bedeutet, Grenzen zu setzen
Grenzen setzen ist ein schwieriges, aber essenzielles Thema. Wenn wir gelernt haben, uns ständig anzupassen, fühlt es sich anfangs seltsam oder sogar falsch an, „Nein“ zu sagen. Wenn wir dazu noch Verlustangst entwickelt haben, fällt es uns sehr schwer Grenzen zu setzen oder gar eine Beziehung zu verlassen. Doch das Setzen von Grenzen ist nichts anderes als Selbstfürsorge. Es bedeutet, sich selbst wichtig zu nehmen und zu sagen: „Das ist nicht okay für mich, und das lasse ich nicht zu.“ Das kann erstmal Angst machen, aber genau das ist ein wichtiger Teil davon, gesunde Beziehungen zu führen.
Red Flags zu erkennen und entsprechend zu handeln, ist ein Lernprozess. Besonders, wenn wir in unserer Kindheit Dinge erlebt haben, die uns beigebracht haben, alles Mögliche zu tolerieren, um irgendwie durchzukommen. Aber das Schöne ist: Wir können lernen, anders damit umzugehen. Wir können alte Überzeugungen hinterfragen und uns bewusst dafür entscheiden, nur noch die Dinge in unser Leben zu lassen, die uns guttun. Das bedeutet, Verantwortung für uns selbst zu übernehmen. Ja, es ist ein langer Weg, aber es lohnt sich. Denn am Ende geht es darum, Beziehungen zu führen, die auf Respekt, Vertrauen und Wertschätzung basieren – mit anderen und vor allem auch mit uns selbst.
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